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Konsumverhalten: Warum kaufen wir Dinge, die wir nicht benötigen?

Jedes Jahr ein neues Smartphone, das fünfte Paar weiße Sneakers oder zahlreicher Modeschmuck: Konsum ist in unserer Gesellschaft mittlerweile allgegenwärtig. Wir kaufen online und vor Ort in Geschäften mehr als wir eigentlich brauchen. Was verleitet uns zu diesem Konsum? Shoppen macht bekanntlich glücklich: Also wie können wir bewusster und nachhaltiger einkaufen?

Redaktions-Team Back in Flow | Juli 18, 2023 4 min

Eine Freundesgruppe probiert Sonnenbrillen auf und überlegt, ob sie die Brillen wirklich benötigen

Unser Konsumverhalten hat sich in den letzten Jahrzehnten stark gewandelt. Das liegt vor allem an der breiten Auswahl an Online-Shops, personalisierten Werbeanzeigen und dem Online-Marketing von Influencer:innen. Tatsächlich treffen wir die meisten Kaufentscheidungen nicht durch rationales Abwägen von Vor- und Nachteilen, sondern unbewusst. Dabei spielen Emotionen eine große Rolle.

Im Folgenden erhältst du spannende Einblicke in unser Konsumverhalten und die psychologischen Gründe, die dahinterstecken. Zudem findest du hilfreiche Tipps, mit denen du bewusster, nachhaltiger und moralischer konsumieren kannst.

Shoppen – das Lieblingshobby der Deutschen

Früher waren Tugenden wie Sparsamkeit, Demut und Mäßigung hoch angesehen und galten als Erfolgsstrategie fürs Leben. In der digitalen Welt des 21. Jahrhunderts hat sich vieles verändert. Dabei spielen das Online-Marketing großer Unternehmen und Influencer:innen eine große Rolle, die den Konsum der Verbraucher fördert, so Trendforscher Carl Tillessen. Vor allem junge Menschen identifizieren sich mit Vorbildern aus sozialen Netzwerken und Werbeanzeigen und folgen der Empfehlung beworbener Produkte. Ebenso sorgen die Exklusivität und künstliche Verknappung von Konsumgütern dazu, dass sie besonders begehrt sind. Shoppen ist das Lieblingshobby der Deutschen – und das hat einen Grund: Der Körper schüttet dabei das Hormon Dopamin aus, was uns glücklich und zufrieden macht.

Carl Tillessen hat sich in den letzten Jahrzehnten mit dem Thema Konsumverhalten und Kauflust beschäftigt. Der studierte Betriebswirt und Kunsthistoriker gründete 1997 das Berliner Modelabel FIRMA. Als Kreativdirektor und Geschäftsführer entwickelte er unter anderem Kollektionen, die weltweit vertrieben wurden und gewann zahlreiche Preise. Heute arbeitet Tillessen als Trendanalyst für das Deutsche Mode-Institut (DMI) und berät renommierte Unternehmen aus der Luxusbranche.

In seinem ersten Buch “Warum wir kaufen, was wir nicht brauchen” analysiert Carl Tillessen auf spannende, aber auch nachdenkliche Weise, gekrönt mit lustigen Momenten, wie die psychologischen Mechanismen unser Kaufverhalten beeinflussen. Des Weiteren möchte er das Bewusstsein für unsere eigenen Bedürfnisse und die Produktions- und Arbeitsbedingungen bei der Herstellung von Konsumgütern schärfen. Denn die Tiefstpreise in Billiglohnländern haben zu einer rasanten Beschleunigung unseres Konsums geführt. So besaß vor gut 100 Jahren eine deutsche Familie im Durchschnitt 180 Gegenstände im Haushalt, heute sind es rund 10.000. “Die Frage nach dem Brauchen ist nebensächlich geworden. Das bloße Wollen hat sich zum Motor unserer Wirtschaft entwickelt”, so Tillessen. Er sieht sich selbst als Teil des Systems und möchte sein Konsumverhalten ändern und sich bemühen, den dadurch entstandenen Schaden zu begrenzen. Das Buch des Trendanalysten enthält auch einen Ratgeberteil, der uns zeigt, wie wir in kleinen Schritten auf Dinge verzichten, bewusster einkaufen und unser Konsumverhalten besser steuern können.

5 Tipps für einen bewussteren Konsum

Führe dir im wahrsten Sinne des Wortes vor Augen, was du bereits alles besitzt: Schau, was in deinem Kleiderschrank hängt, welche Schuhe im Regal stehen und was sich sonst noch in deiner Wohnung befindet. Solltest du doch etwas brauchen oder dir wünschen, kannst du es aufschreiben. Da wir häufig schnell, unbewusst und emotional handeln, hast du so genügend Zeit darüber nachzudenken.
Stimmung beeinflusst unser Konsumverhalten: Haben wir gute Laune, nimmt unsere Kritikfähigkeit ab und wir kaufen tendenziell schneller und mehr ein. Beim Shoppen schüttet der Körper Serotonin, Dopamin und Endorphine aus, weshalb wir kurzzeitig glücklich und zufrieden sind. Es gibt auch Menschen, die bei schlechter Laune einkaufen, um sich selbst eine Freude zu bereiten. Schütze dich am besten vor Fehlkäufen, indem du zweimal über den Kauf nachdenkst und bei Bedenken darauf verzichtest.
Für deinen nächsten Besuch im Supermarkt solltest du im Vorfeld einen Einkaufszettel mit Lebensmitteln schreiben, die du für eine Woche brauchst. Am besten gehst du nicht hungrig einkaufen, um unnötige Impulskäufe zu vermeiden.
Finde heraus, was die Auslöser für bestimmte Einkäufe sind und schreibe sie auf. Jedes Mal, wenn du den Drang nach einem Kauf verspürst, kannst du ihn bewusster kontrollieren und versuchen zu umgehen. Auf diese Weise schaffst du ein besseres Bewusstsein für dich und deine Bedürfnisse.
Für ein bewusstes und nachhaltiges Leben hilft es auszumisten – sei es die Abstellkammer, den Keller oder den Kleiderschrank. Indem du zum Beispiel den Inhalt deines Kleiderschranks reduzierst, befreist du dich von alten Dingen und schaffst zugleich Ordnung. Dieses Konzept heißt Capsule Wardrobe und ist aus dem Minimalismus heraus entstanden. Nach dem Motto “weniger ist mehr” lernst du, wenige Kleidungsstücke gut miteinander zu kombinieren und dein Bewusstsein für deinen eigenen Stil und den Kauf von Kleidung zu schärfen. Wie du in wenigen Schritten zur Capsule Wardrobe gelangst, erfährst du in unserem Blogbeitrag.

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